Bonn (DMK) – Wie in jedem Jahr hat das Deutsche Maiskomitee
e. V. (DMK) auch in diesem Frühjahr Beratungsstellen in den wichtigen
Mais-Anbauregionen Deutschlands befragt, wie sie die Anbaufläche einschätzen,
welche Aussaatvorbereitungen bereits getroffen wurden und welche Besonderheiten
die Aussaat in diesem Jahr prägen könnten. Die Interviews wurden Mitte März
2024 geführt.
Niedersachsen:
Flächenzunahme erwartet – Karl Gerd Harms, LWK Niedersachsen
Angesichts der schwierigen Aussaatbedingungen insbesondere
für Winterweizen sowie der begrenzten Saatgutverfügbarkeit für Sommergetreide
sowie der bereits fortgeschrittenen Zeit in Bezug auf die Aussaat von
Sommergetreide ist hier nicht mit einer großen Kompensation zu rechnen,
auch weil bisher viele Böden nicht befahrbar, geschweige denn bearbeitbar sind.
Diese Rahmenbedingungen sprechen für einen steigenden Maisanbau. Das merken wir
auch anhand von Anfragen, die unser Haus erreichen. Wieviel Mais in Niedersachsen
wachsen wird, ist schwer zu sagen. Es ist aber davon auszugehen, dass nach
Anbaurückgängen in den vergangenen Jahren in diesem Jahr wieder etwas mehr als
600.000 ha ausgesät werden.
Zur Erfüllung des GLÖZ 7 ist in diesem Jahr mit einer
deutlichen Ausweitung des Maismischanbaus zu rechnen. Hier nehmen insbesondere
Mischungen mit Stangenbohnen, Sudangras und Ackerbohnen eine wichtige Rolle
ein, die es den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen, die
Futtergrundlage unter Einhaltung der GAP-Vorgaben für ihre Viehbestände
sicherzustellen.
Aussaatvorbereitungen wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt noch
keine getroffen. Selbst Saatgut ist noch längst nicht von allen Betrieben
geordert worden.
Mecklenburg-Vorpommern: Maisaussaat später als üblich –
Dr. Hubert Heilmann, LALF M-V
Die Feldarbeiten sind erst Anfang März angelaufen, deutlich
später als in den vorangegangenen Jahren. Die Böden sind noch zu feucht/nass
gewesen, um sie befahren zu können. Der kalte und recht trockene Ostwind hat
die Bodenoberfläche in den letzten Tagen merklich abgetrocknet, sodass die
Befahrbarkeit nun von Tag zu Tag zunimmt. Derzeit werden viele Arbeitsgänge für
die Winterungen durchgeführt (v. a. Düngung und Pflanzenschutz).
Ab der zweiten Märzhälfte rücken die Feldarbeiten, besonders
die für die „frühen“ Sommerungen in den Fokus, die 2024 deutlich später
durchgeführt werden als in den Vorjahren. Die Maisaussaat wird erst folgen,
wenn die Bestellarbeiten für Sommergetreide und Körnerleguminosen abgeschlossen
sind. Das wird voraussichtlich in diesem Jahr nach Ostern der Fall sein.
Die späten Winterungen-Aussaaten konnten im letzten Jahr
teils witterungsbedingt nicht überall wie geplant durchgeführt werden
(Befahrbarkeitsprobleme). Hier wird es auch noch einen kleinen Flächenanteil an
Umbrüchen geben. Daher rechne ich 2024 mit einem leichten Anstieg der
Anbauflächen bei den Sommerungen, was auch dem Mais zugutekommen dürfte.
Nordrhein-Westfalen: Ausdehnung des Gemengeanbaus –
Norbert Erhardt, LWK NRW
Die Befahrbarkeit der Flächen ist nach dem regenreichen
Winter nur eingeschränkt möglich. Vorrangig wurden bislang Pflegearbeiten in
Getreide- und Rapsbeständen gefahren. Regional konnten erste Sommerungen wie
Sommerweizen und Ackerbohnen gesät werden. Aussaatvorbereitungen zur
Maisaussaat sind bislang noch gar nicht gelaufen. Wir raten auch abzuwarten!
Insbesondere für schwere Güllefässer ist der Boden in der Regel auch noch nicht
tragfähig genug.
Nach den guten Silomaiserträgen 2023 und zuletzt
schlechterer Wettbewerbsfähigkeit von Körnermais konnten Futterbaubetriebe und
Biogasanlagen Futterreserven anlegen. Vor diesem Hintergrund ist mit einer
stagnierenden, tendenziell rückläufigen Maisanbaufläche in NRW (bis zu -10 %)
zu rechnen. Allerdings konnte vielfach kein Wintergetreide gesät werden und in
staunassen Lagen stehen Getreidebestände teils schlecht. Zum Teil muss
umgebrochen werden. Nicht zuletzt werden Flächen frei, da der Zwang zur Brache
2024 ausgesetzt ist. Zwangsläufig folgen jetzt Sommerungen, zum Teil auch Mais.
Probleme bereitet dann unter Umständen auch der Fruchtwechsel nach GLÖZ 7 der
GAP 23. Dadurch wird sich die Maisanbaufläche eher oder mindestens auf dem Vorjahresniveau
stabilisieren. Bezüglich möglicher Maisgemenge (mit Stangenbohne, Ackerbohne
oder Sorghum) ist mit einer deutlichen Flächenausdehnung zu rechnen.
Die Nässe im Herbst und Winter wird eher zur Ausdehnung der
Anbaufläche führen. Mais kommt bezüglich der Aussaattermine auch mit einer
Bestellung im Mai noch gut zu Recht. 2023 wurde bis Anfang Juni gesät. Die
Erträge fielen dabei besser aus als erwartet.
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: konstant
regnerisches Wetter – Dr. Hubert Sprich, Cornexo GmbH
Bei uns ist es konstant regnerisch, was die Aussaat von Mais
selbst in den warmen Regionen (Markgräflerland, Kaiserstuhl etc.) bis weit in
den April verzögern dürfte. Die anhaltenden Niederschläge verhinderten
bisher weitgehend die Saatbettvorbereitung sowie das Ausbringen der Gülle, so
dass ich aktuell von einer späteren Saat ausgehe. Flächen, die vor
der Frostperiode im Januar gepflügt wurden, zeigen eine gute Frostgare.
Sobald es die Bodenverhältnisse erlauben, sollten die Flächen abgeschleppt
werden.
Die Anbaufläche von Körnermais dürfte in Baden-Württemberg –
infolge von nässebedingten Schwierigkeiten bei der Saat von Winter- und
Sommergetreide und der Aussetzung der Flächenstilllegung um etwa fünf
Prozent auf über 56.000 ha zunehmen. Die seit diesem Jahr vorgeschriebene
Einhaltung der Fruchtfolgeregelung (GLÖZ 7) wird sich in den intensiven
Körnermaisgebieten Baden-Württembergs und der Oberrheinebene
kaum auswirken: Hier galt bereits seit 2014 eine Anbaubeschränkungen bei
Mais auf maximal 66 % der Fläche infolge des Maiswurzelbohrerbefalls. Dagegen
ist zu erwarten, dass der Körnermaisanbau in der Süd- und Vorderpfalz durch
GLÖZ 7 um etwa 10 % reduziert wird und damit die Körnermaisfläche in
Rheinland-Pfalz auf unter 9.000 ha fallen könnte. Beim Silomaisanbau ist
gegenüber dem Vorjahr keine größere Veränderung in der Fläche zu erwarten,
weder in Baden-Württemberg (ca. 180.000 ha) noch in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland (ca. 36.000 ha).
Wir hatten im Südwesten deutlich weniger Probleme mit
überfluteten Flächen, aber auch hier war es bisher häufig zu nass für die Saat
von Sommergetreide. Diese Flächen stehen nun für spätere Sommerungen wie
Mais zur Verfügung. Die üppigen Niederschläge haben die Wasservorräte im
Oberboden weitgehend aufgefüllt. Damit kann der Mais auf einen deutlich
größeren Wasservorrat zurückgreifen als in den vergangenen Jahren. Dies stimmt optimistisch
für den Maisanbau 2024.
Brandenburg: Wenig Besonderheiten im Vergleich zu
Vorjahren – Gert Barthelmes, LELF Brandenburg
Der Stand der Aussaatvorbereitung weist keine Besonderheiten
im Vergleich zu anderen Jahren auf. Auch die Anbaufläche 2024 dürfte keinen
gravierenden Veränderungen unterliegen. Einerseits wurde Silomais 2023
überwiegend zufriedenstellend geerntet, was gegen eine großflächige
Anbauausdehnung spricht. Andererseits könnte witterungsbedingt nicht ausgesäter
Winterweizen durch Mais ersetzt werden. Das spielt auf den leichten
Diluvialböden aber eine eher untergeordnete Rolle und könnte vor allem auf
besseren Böden in der Uckermark oder dem Oderbruch ins Blickfeld rücken.
Hohe Wasserstände gab es vorrangig auf
grundwasserbeeinflussten Standorten (besonders Grünland, aber auch
Ackerstandorte). In der Region gab es inzwischen seit drei bis vier Wochen
keinen nennenswerten Niederschlag mehr. Abgesehen von kleineren Staunässearealen
sind die meisten Ackerflächen bearbeitbar. Aus heutiger Sicht steht damit der
erst in einem Monat beginnenden Maisaussaat nichts entgegen.
Schleswig-Holstein: Viele Faktoren beeinflussen die
Flächenentwicklung – Elke Grimme,
LWK S-H
Die Flächen trocknen nach dem nassen Herbst und Winter
langsam ab, doch noch ist deren Befahrbarkeit nicht überall gegeben. Die Vorbereitungen
zur Maisaussaat sind noch nicht in Gange.
Die Flächenentwicklung in Schleswig-Holstein hängt von
vielen Faktoren ab. Unter anderem sind zunächst die hohen Silomaiserträge vom
letzten Herbst zu nennen, aber auch das abrupte Ernteende im Oktober aufgrund
nicht enden wollender Niederschläge. Nicht jede Maisfläche wurde beerntet.
Aufgrund der Nichtbefahrbarkeit konnten auch vielerorts geplante und auch
bereits zur Aussaat fertig vorbereitete Ackerflächen nicht mit Wintergetreide
bestellt werden. Auch die sich nun stellende Frage nach dem Umbruch von bereits
mit Winterkulturen bestellten Flächen ist noch nicht abgeschlossen. Die zum
Teil geringe Saatgutverfügbarkeit von Sommerungen ist ebenso zu benennen wie
die Herausforderungen des Fruchtwechsels nach GAP 23. Wird diesjährig ein
Antrag für Agrarförderung gestellt, können in Fruchtfolgen mit hohem
Silomaisanteil verschiedene Maismischungen als Fruchtfolgeglied (Mais mit
Stangenbohne, Sorghum, Sonnenblume, Ackerbohne) platziert werden.
Das bis Mitte März eingetretene trockene Wetter lässt die
Ackerflächen langsam abtrocknen und gibt Hoffnung für eine ordentlich
durchführbare Saatbettbereitung mit anschließender Maisaussaat ab Mitte/Ende
April. Noch haben keine Aussaatvorbereitungen stattgefunden. Die Maisaussaat
kann –wenn notwendig – noch weit in den Mai geschoben werden.
Bayern: Saatgut ist bestellt, jetzt heißt es warten – Dr. Barbara Eder, LfL Bayern
Im Grunde lässt sich sagen: Das Maissaatgut ist bestellt.
Und alle warten, dass sie ihre Äcker vorbereiten können. Bezüglich der
Flächenentwicklung erwarten wir keine großen Veränderungen. Mais hat trotz
aller Widrigkeiten immer noch die beste Leistung.
Eine Besonderheit in diesem Jahr sind die verbreitet hohen
Wasserstände. Diese könnten ein Problem werden, was sich jedoch erst in den
nächsten Wochen zeigen wird. Die Böden sind überwiegend noch wassergesättigt.
Hier gilt es Ruhe zu bewahren und lieber später auszusäen.
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